Blog #4: Externe Nachfolge | Frischer Wind kommt auf


Einführung: Wenn der Staffelstab an ein neues Teammitglied übergeben wird

Stellen Sie sich vor, Sie sind Teil eines Staffellaufs und plötzlich muss der Staffelstab an einen neuen Läufer übergeben werden, der nicht aus Ihrem bisherigen Team stammt. Ein bisschen wie ein Blind Date auf der Laufbahn, oder?

Die externe Nachfolge eines Unternehmens kann ähnlich aufregend und herausfordernd sein. Ein frischer Wind kann dem Unternehmen jedoch viele neue Perspektiven und Wachstumsmöglichkeiten eröffnen, gleichzeitig aber auch Risiken und Herausforderungen mit sich bringen. In diesem Beitrag beleuchten wir die Chancen und Risiken einer familienexternen Firmennachfolge bei eigentümergeführten GmbHs und geben Ihnen wertvolle Tipps, wie Sie diesen Prozess erfolgreich gestalten können.

Die Chancen der familienexternen Nachfolge

Eine externe Nachfolge bietet zahlreiche Vorteile, die das Unternehmen auf eine neue Ebene heben können. Hier sind einige praxisnahe Beispiele der wichtigsten Chancen:

1. Neue Perspektiven und Ideen: Ein externer Nachfolger bringt frische Ideen und neue Perspektiven ins Unternehmen. Dies kann helfen, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und innovative Ansätze zu entwickeln.

  • Innovationspotenzial: Externe Nachfolger haben oft jahrelange Erfahrungen aus anderen Unternehmen oder Branchen, die wertvolle Impulse für Innovationen und Verbesserungen liefern können.

  • Strategische Neuausrichtung: Ein neuer, objektiver Blick von außen kann dazu beitragen, das Unternehmen strategisch neu auszurichten bzw. die Positionierung zu korrigieren und neue Märkte zu erschließen.

2. Professionalisierung und Wachstum: Ein externer Nachfolger kann zur Professionalisierung des Unternehmens beitragen und neue Wachstumschancen oder Synergiepotenziale eröffnen.

  • Managementerfahrung: Externe Nachfolger verfügen häufig über umfangreiche Managementerfahrungen, die sie in das Unternehmen einbringen können.

  • Netzwerk und Kontakte: Sie bringen oft auch ein breites Netzwerk an Kontakten mit, das für das Wachstum und die Entwicklung des Unternehmens genutzt werden kann..

3. Konfliktvermeidung innerhalb der Familie: Eine externe Nachfolge wird voraussichtlich auch helfen, familiäre Konflikte weitestgehend zu vermeiden, die bei einer internen Nachfolge auftreten könnten.

  • Objektivität: Ein externer Nachfolger kann objektivere Entscheidungen treffen, weil er nicht in familiäre Strukturen verwickelt ist.

  • Unabhängigkeit: Die Unabhängigkeit des externen Nachfolgers kann außerdem dabei helfen, das Unternehmen effizienter und weniger emotional belastet zu führen.

Die Risiken der externen Unternehmensnachfolge

Trotz der vielen Chancen birgt eine externe Nachfolge aber auch einige Risiken, die man kennen sollte und die gut gemanagt werden müssen, um erfolgreich zu sein.

1. Kulturelle Anpassungsschwierigkeiten

Ein externer Nachfolger muss sich in die bestehende Unternehmenskultur einfügen, was nicht immer reibungslos verläuft.

  • Kulturkonflikte: Unterschiedliche Arbeitsweisen und Werte können zu Konflikten mit der bestehenden Belegschaft führen.

  • Akzeptanzprobleme: Es kann schwierig sein, die Akzeptanz und das Vertrauen der Mitarbeiter und Geschäftspartner zu gewinnen.

2. Verlust von Know how und Beziehungen

Mit dem Ausscheiden des bisherigen Inhabers kann wertvolles Unternehmenswissen und wichtige Beziehungen verloren gehen.

  • Wissensverlust: Der scheidende Inhaber besitzt oft umfangreiches Wissen über das Unternehmen und die Branche, das schwer zu ersetzen ist, sofern nicht in der Übergabephase für einen ordnungsgemäßen Know how-Transfer gesorgt wurde.

  • Kundenbeziehungen: Langjährige Kundenbeziehungen, die auf persönlichem Vertrauen basieren, können durch den Wechsel gefährdet sein. Wobei an dieser Stelle auch klar gesagt werden muss, dass man Unternehmen, deren wichtige Kundenbeziehungen auf dem persönlichen Kontakt zum Eigentümer beruhen, ohnehin sehr kritisch bewerten und eine Übernahme gut überlegen sollte.

3. Finanzielle Belastungen

Die Übernahme eines Unternehmens durch einen externen Nachfolger kann erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen.

  • Kaufpreisfinanzierung: Der externe Nachfolger muss oft hohe Summen für den Kauf des Unternehmens aufbringen, was zu finanziellen Engpässen führen kann, sofern hier keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden.

  • Investitionsbedarf: Es kann zusätzlicher Investitionsbedarf entstehen, um das Unternehmen nach der Übernahme weiterzuentwickeln; allerdings ist das keine Charakteristik einer externen Übergabe, denn dieser Umstand kann auch bei einer familieninternen Nachfolge auftreten.

Best Practices für eine erfolgreiche familienexterne Nachfolge

Um die Chancen der externen Nachfolge zu maximieren und die Risiken zu minimieren, sollten einige Best Practices beachtet werden:

1. Sorgfältige Auswahl des Nachfolgers

Die Auswahl des richtigen Nachfolgers ist entscheidend für den Erfolg der externen Nachfolge.

  • Kompetenz und Erfahrung: Achten Sie darauf, dass der Nachfolger über die notwendige Kompetenz und Erfahrung verfügt, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.

  • Kulturelle Anpassung: Der Nachfolger sollte zur Unternehmenskultur passen und in der Lage sein, sich in das bestehende Team einzufügen. Dieser Aspekt ist ganz besonders zu beachten, falls Sie einem Investor das Unternehmen übergeben wollen.

2. Gründliche due diligence

Eine gründliche Prüfung des Unternehmens ist unerlässlich, um Risiken zu identifizieren und zu bewerten.

  • Finanzielle Analyse: Führen Sie eine umfassende finanzielle Analyse durch, um die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu bewerten.

  • Rechtliche Prüfung: Überprüfen Sie alle rechtlichen Aspekte, um sicherzustellen, dass keine versteckten Risiken bestehen.

3. Klare Regelungen und Verträge

Stelle sicher, dass alle wichtigen Regelungen und Vereinbarungen schriftlich festgehalten werden. Dies schafft Klarheit und Rechtssicherheit.

  • Kaufvertrag: Der Kaufvertrag sollte alle relevanten Aspekte der Übernahme regeln, einschließlich des Kaufpreises, der Zahlungsmodalitäten und eventueller Garantien.

  • Übergabevereinbarung: Eine detaillierte Übergabevereinbarung kann helfen, den Übergangsprozess klar zu strukturieren und Missverständnisse zu vermeiden.

4. Unterstützung durch externe Berater

Ziehen Sie externe Berater hinzu, um den Nachfolgeprozess professionell zu begleiten. Diese können helfen, blinde Flecken zu erkennen und Konflikte zu moderieren.

  • Unternehmens- bzw. M&A-Berater: Unternehmensberater können bei der strategischen Planung und Umsetzung der Nachfolge unterstützen..

  • Rechtsanwälte und Steuerberater: Nutzen Sie aber auch in bestimmten Bereichen die Expertise von Rechtsanwälten und Steuerberatern, um rechtliche und steuerliche Aspekte der Nachfolge zu klären.

5. Einarbeitung und Integration des Nachfolgers

Die Einarbeitung und Integration des Nachfolgers ist entscheidend für den Erfolg der externen Nachfolge.

  • Mentoring: Bieten Sie dem Nachfolger ggf. Mentoring und Coaching an, um ihn bestmöglich auf seine zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.

  • Schulungen und Weiterbildungen: Investieren Sie eventuell auch in Schulungen und Weiterbildungen für den Nachfolger, um seine Kompetenzen zu stärken.

Fazit: Externe Nachfolge als Chance für einen Neuanfang

Eine externe Nachfolge kann eine hervorragende Gelegenheit sein, dem Unternehmen neuen Schwung zu verleihen und innovative Ansätze zu verfolgen. Allerdings sind sorgfältige Planung, klare Kommunikation und professionelle Unterstützung unerlässlich, um die Risiken zu minimieren und den Übergangsprozess erfolgreich zu gestalten. Wie beim Staffelrennen ist es entscheidend, den Staffelstab sicher zu übergeben und dabei das Beste aus den Stärken des neuen Teammitglieds zu machen.

Im nächsten Beitrag werden wir uns mit den finanziellen Aspekten der Unternehmensnachfolge beschäftigen und dir zeigen, wie du finanzielle Fallstricke vermeiden kannst. Bleib dran, denn auch die finanzielle Planung ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge!

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