Blog #3: Familieninterne Nachfolge | Chancen & Risiken
Einführung: Der Staffelstab bleibt in der Familie
Stellen Sie sich vor, Sie sind Teil eines Familien-Staffelrennens. Der Staffelstab (das Unternehmen) wird von einem Familienmitglied zum nächsten weitergegeben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kennt sich, vertraut einander und hat ein gemeinsames Ziel!
Doch auch hier kann einiges schiefgehen. In diesem Beitrag betrachten wir die Chancen und Risiken der familieninternen Nachfolge bei eigentümergeführten GmbHs in Österreich.
Die Chancen der familieninternen Nachfolge
Eine familieninterne Nachfolge kann viele Vorteile bieten, sowohl für das Unternehmen als auch für die Familie. Hier sind einige der wichtigsten Chancen:
1. Kontinuität und Stabilität: Wenn der Staffelstab in der Familie bleibt, wird die Kontinuität des Unternehmens gewahrt. Kunden, Mitarbeiter und Geschäftspartner kennen die Familie und vertrauen ihr. Dies kann besonders in Branchen von Vorteil sein, in denen persönliche Beziehungen eine große Rolle spielen.
Vertrauen und Loyalität: Familienmitglieder genießen oft das Vertrauen der Belegschaft und der Geschäftspartner, was den Übergangsprozess erleichtert.
Erhalt von Wissen und Kultur: Unternehmensspezifisches Wissen und die Unternehmenskultur bleiben erhalten und werden nahtlos weitergegeben.
2. Langfristige Perspektive Familienmitglieder denken oft langfristig und setzen nachhaltige Ziele für das Unternehmen. Dies steht im Gegensatz zu externen Investoren, die möglicherweise kurzfristige Gewinne bevorzugen.
Nachhaltige Entscheidungen: Familienunternehmen treffen häufig Entscheidungen, die auf langfristigem Erfolg und Nachhaltigkeit basieren.
Generationenübergreifende Planung: Eine familieninterne Nachfolge ermöglicht eine generationsübergreifende Planung und Strategieentwicklung.
3. Emotionale Bindung und Motivation: Familienmitglieder haben oft eine starke emotionale Bindung zum Unternehmen. Diese Motivation kann ein großer Antrieb für den Erfolg des Unternehmens sein.
Engagement und Hingabe: Familienmitglieder sind oft besonders engagiert und hingebungsvoll, da sie das Unternehmen nicht nur als Arbeitsplatz, sondern als Familientradition sehen.
Identifikation mit dem Unternehmen: Die persönliche Identifikation mit dem Unternehmen kann zu einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein führen.
Die Risiken der familieninternen Unternehmensnachfolge
Trotz der vielen Chancen birgt eine familieninterne Nachfolge aber auch erhebliche Risiken, die gut gemanagt werden müssen, um den Betrieb erfolgreich übergeben zu können.
1. Konflikte innerhalb der Familie
Familieninterne Firmennachfolgen können zu erheblichen Konflikten führen. Unterschiedliche Vorstellungen über die Unternehmensführung, unklare Rollenverteilungen und sonstige, bestehende Familienstreitigkeiten können den Übergangsprozess deutlich erschweren oder sogar scheitern lassen.
Erbstreitigkeiten: Streitigkeiten über die Verteilung der Unternehmensanteile können die Nachfolge erheblich belasten.
Unterschiedliche Visionen: Unterschiedliche Visionen und Vorstellungen über die Zukunft des Unternehmens können zu Konflikten führen.
2. Mangelnde Kompetenz und Erfahrung
Nicht jedes Familienmitglied ist automatisch qualifiziert, das Unternehmen zu führen. Eine unzureichende Vorbereitung oder mangelnde Kompetenz des Nachfolgers kann das Unternehmen massiv gefährden.
Ausbildung und Einarbeitung: Es ist entscheidend, dass der Nachfolger über die notwendige Ausbildung und Erfahrung verfügt, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.
Objektive Auswahl: Die Auswahl des Firmennachfolgers sollte objektiv und auf Basis der Qualifikation und nicht nur der familiären Bindung erfolgen.
3. Emotionale Belastungen
Die Übergabe des Unternehmens innerhalb der Familie kann mit erheblichen emotionalen Belastungen verbunden sein. Sowohl der Übergeber als auch der Nachfolger stehen unter großem Druck, den Übergangsprozess erfolgreich zu gestalten.
Loslassen: Der scheidende Inhaber muss lernen, loszulassen und dem Nachfolger Vertrauen entgegenzubringen.
Erwartungshaltungen: Hohe Erwartungen und Druck seitens der Familie können den Nachfolger belasten und zu Stress führen.
4. Finanzielle Herausforderungen
Die finanzielle Absicherung des Übergebers und des Unternehmens muss sorgfältig geplant werden. Dies kann besonders schwierig sein, wenn der Übergeber auf den Verkaufserlös angewiesen ist.
Finanzielle Belastung des Unternehmens: Die Übernahme des Unternehmens durch ein Familienmitglied kann das Unternehmen finanziell belasten, wenn es beispielsweise zu hohen Auszahlungen an den scheidenden Inhaber kommt.
Rücklagenbildung: Es ist wichtig, ausreichende Rücklagen zu bilden, um den Übergangsprozess finanziell abzusichern.
Best Practices für eine erfolgreiche familieninterne Nachfolge
Um die Chancen der familieninternen Nachfolge zu maximieren und die Risiken zu minimieren, sollten folgende, in der Praxis erprobte Best Practices beachtet werden:
1. Frühzeitige Planung
Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung der Nachfolge. Eine sorgfältige und rechtzeitige Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg.
Zeitplan erstellen: Erstellen Sie einen detaillierten Zeitplan für den Übergangsprozess, der alle wichtigen Schritte und Meilensteine festlegt.
Nachfolgekandidaten identifizieren: Identifiziere potenzielle Nachfolgekandidaten frühzeitig und fördern Sie ihre Entwicklung innerhalb des Unternehmens.
2. Klare Kommunikation
Kommuniziere offen und transparent mit allen Beteiligten. Dies hilft, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
Familienrat: Etabliere regelmäßige Familienräte, in denen wichtige Themen und Entscheidungen besprochen werden.
Transparente Informationspolitik: Informiere Mitarbeiter und Geschäftspartner frühzeitig über die geplante Nachfolge.
3. Externe Unterstützung
Ziehe externe Berater hinzu, um den Nachfolgeprozess professionell zu begleiten. Diese können helfen, blinde Flecken zu erkennen und Konflikte zu moderieren.
M&A- und Unternehmensberater: Unternehmensberater können bei der strategischen Planung und Umsetzung der Nachfolge sehr gut unterstützen.
Rechtsanwälte und Steuerberater: Nutzen Sie eventuell auch die Expertise von Rechtsanwälten und Steuerberatern, die jedoch Erfahrung mit solchen Transaktionen haben sollten, um rechtliche und steuerliche Aspekte der Nachfolge zu klären.
4. Schulung und Einarbeitung
Sorge dafür, dass der Nachfolger die notwendige Ausbildung und Einarbeitung erhält, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.
Mentoring: Bieten Sie dem Nachfolger Mentoring und Coaching an, um ihn bestmöglich auf seine zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.
Schulungen und Weiterbildungen: Investieren Sie in Schulungen und Weiterbildungen für den Nachfolger, um seine Kompetenzen zu stärken.
5. Klare Regelungen und Verträge
Stelle sicher, dass alle wichtigen Regelungen und Vereinbarungen schriftlich festgehalten werden. Dies schafft Klarheit und Rechtssicherheit.
Gesellschaftsvertrag: Überprüfe und passe den Gesellschaftsvertrag an, um die Unternehmensnachfolge rechtlich abzusichern.
Verträge und Vereinbarungen: Erstelle klare Verträge und Vereinbarungen, die die Rechte und Pflichten aller Beteiligten regeln.
Fazit: Chancen nutzen, Risiken minimieren
Die familieninterne Nachfolge bietet viele Chancen, birgt aber auch erhebliche Risiken. Mit einer frühzeitigen Planung, klarer Kommunikation, externer Unterstützung und einer sorgfältigen Vorbereitung kann der Übergangsprozess erfolgreich gestaltet werden. Wie bei einem Staffelrennen kommt es darauf an, den Staffelstab sicher zu übergeben und dabei das Beste aus den Stärken der Familie zu machen, während man die Schwächen im Blick behält und gezielt angeht.
Im nächsten Beitrag werden wir uns mit der externen Unternehmensnachfolge beschäftigen und Ihnen, welche Optionen es für eine familienexterne Nachfolge es gibt und wie Auswahlkriterien und Integrationsprozesse aussehen können.