Blog #2: Frühzeitige Vorbereitung macht den Unterschied
Bedeutung der richtigen Vorbereitung
Kommen wir zurück zu unserem Beispiel vom Staffellauf aus dem ersten Beitrag dieser Blog-Serie: Stellen Sie sich vor, Sie bereiten sich auf das Staffelrennen vor. Sie trainieren hart, kennen die Strecke in- und auswendig und haben das beste Team zusammengestellt. Doch wenn der Staffelstab nicht richtig übergeben wird, hilft all das Training nichts!
Genauso verhält es sich mit der Unternehmensnachfolge. Ohne eine sorgfältige Planung kann der Wechsel schnell scheitern. In diesem Beitrag werden wir uns damit beschäftigen, wie Sie die Planung Ihrer Unternehmensnachfolge angehen sollten, welche Schritte notwendig sind und welche typischen Stolpersteine Sie vermeiden können.
Die Wichtigkeit der frühzeitigen Planung
Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der mitunter Jahre der Vorbereitung erfordern kann, wenn man den Erfolg sicherstellen und den maximalen Erlös aus dem Unternehmensverkauf erzielen möchte . Eine gut durchdachte Nachfolgeplanung beginnt idealerweise 3-5 Jahre vor dem geplanten Übergabetermin. Dies gibt Ihnen genügend Zeit, um den idealen Nachfolger zu finden, ihn einzuarbeiten und alle rechtlichen sowie organisatorischen Aspekte zu klären.
Vorteile einer frühzeitigen Planung
1. Kontinuität sichern: Eine rechtzeitig geplante Nachfolge sichert die Kontinuität und den langfristigen Fortbestand des Unternehmens. Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Vertriebspartner wissen, dass das Unternehmen auch in Zukunft stabil und verlässlich bleibt und werden somit die Geschäftsbeziehung aller Voraussicht nach aufrecht erhalten.
2. Wert des Unternehmens steigern: Eine gut geplante Nachfolge kann zudem sehr umfassend dazu beitragen, aktuelle Problemfelder, die den Firmenwert negativ beeinflussen würden, rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen und würde so massiv den Wert des Unternehmens steigern, da Investoren und Käufer Vertrauen in die Stabilität und Zukunft des Unternehmens haben.
3. Emotionale Entlastung: Frühe Planung nimmt den Druck und Stress von den Schultern der Inhaber, da alle Schritte sorgfältig vorbereitet und durchdacht sind und gerade auch in Betrieben, die über Generationen im Familienbesitz waren, zumindest die Gewissheit besteht, dass das Unternehmen eine Zukunft hat.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Nachfolgeplanung
1. Bestandsaufnahme und Zielsetzung
Bevor Sie mit der eigentlichen Nachfolgeplanung beginnen, ist es wichtig, eine gründliche Bestandsaufnahme Ihres Unternehmens zu machen und klare Ziele zu setzen.
Bestandsaufnahme
Unternehmensbewertung: Erstellen Sie eine umfassende Bewertung Ihres Unternehmens. Welche Ertragslage hat das Unternehmen, welche Vermögenswerte gibt es, usw.? Wie sieht die finanzielle Lage und die Kapitalstruktur aus?
Stärken und Schwächen: Analysieren Sie objektiv die Stärken und Schwächen Ihres Unternehmens, aber auch mögliche (neue) Chancen oder Bedrohungen im Markt und Ihrem Umfeld. Wo besteht Optimierungsbedarf innerhalb der nächsten 3-5 Jahre und wo entstehen eventuell Chancen oder Bedrohungen?
Marktposition: Überprüfen Sie die Marktposition und das Wettbewerbsumfeld Ihres Unternehmens. Welche Potenziale und Risiken gibt es für Ihren Betrieb?
Zielsetzung
Persönliche Ziele: Was sind Ihre persönlichen Ziele für die Nachfolge? Möchten Sie das Unternehmen innerhalb der Familie weitergeben oder verkaufen?
Unternehmensziele: Welche Zukunftsvisionen haben Sie für Ihr Unternehmen? Soll es wachsen, sich in neue Märkte ausdehnen oder eine bestimmte Tradition fortführen?
2. Nachfolger bzw. Käufer finden und auswählen
Der nächste Schritt besteht darin, den richtigen Nachfolger zu finden und auszuwählen. Dies kann ein Familienmitglied, ein Mitarbeiter oder ein externer Käufer sein.
Familieninterne Nachfolge
Kompetenzen und Interessen: Überprüfen Sie, ob es in der Familie geeignete Nachfolger:innen gibt, die die notwendigen Kompetenzen und vor allem das Interesse haben, das Unternehmen weiterzuführen.
Ausbildung und Einarbeitung: Sollte der oder die mögliche, familieninterne Nachfolger:in im Moment noch zu jung oder sich gerade in Ausbildung befinden, sorgen Sie dafür, dass der bzw. die Familiennachfolger:in auch die nötige, fachliche Ausbildung und später die Einarbeitung erhält, um das Unternehmen erfolgreich führen zu können.
Externe Nachfolge
Management Buy-Out (MBO): Derzeitige Führungskräfte übernehmen das Unternehmen. Dies sichert die Kontinuität und Vertrautheit mit dem Geschäft.
Mitarbeiter-Übernahme: Sehr oft bietet sich auch eine Übergabe des Betriebes an einen oder mehrere Mitarbeiter:innen an. Hier gilt im Wesentlichen das Gleiche wie bei einer familieninternen Übergabe; d.h., frühzeitig planen und dafür sorgen, dass die relevanten Mitarbeiter:innen noch die Ausbildungen absolvieren, die ihnen im Moment fehlen, um das Unternehmen eigentständig führen zu können.
Management Buy-In (MBI): Externe Manager, sonstige Privatpersonen oder andere Unternehmen kaufen sich in Ihre Firma ein. Sie bringen frische Ideen und Perspektiven und idealerweise auch attraktive Synergien mit.
3. Externe Beratung und Unterstützung
Eine erfolgreiche Nachfolge erfordert immer die Unterstützung spezialisierter Berater. Diese helfen bei der Vorbereitung “blinde Flecken” zu erkennen und rechtliche, sowie organisatorische Stolperfallen zu vermeiden.
M&A- bzw. Unternehmensberater: M&A- bzw. spezialisierte Unternehmensberater sollten die erste Anlaufstelle für Firmennachfolgen sein. Es ist deren Tagesgeschäft und sie können als Einzige, praxisnah, bei der strategischen Planung, der Käufersuche und der professionellen Umsetzung der Nachfolge bzw. Abwicklung der Transaktion unterstützen. Aber stellen Sie sicher, dass es sich nicht um irgendwelche Makler, sondern seriöse und erfahrene Experten handelt, die auch mit einem weitestgehend erfolgsorientierten Honorarmodell einverstanden sind.
Rechtsanwälte: Ein Rechtsanwalt, der regelmäßig mit Unternehmenstransaktionen zu tun hat, kann sicherstellen, dass alle rechtlichen Aspekte der Nachfolge (legal due diligence) korrekt abgewickelt und die erforderlichen Übegabeverträge einwandfrei erstellt werden.
Steuerberater: Ein, mit Unternehmensübergaben vertrauter, Steuerberater hilft bei der Planung der steuerlichen Aspekte der Nachfolge. Lassen Sie die Firmenbewertung aber unbedingt von einem erfahrenen M&A-Berater, und nicht vom Steuerberater, erstellen, auch wenn sich Viele dafür anbieten. Die Bewertung umfasst weit mehr als die historischen Zahlen aus den Jahresabschlüssen und somit sind die meisten Steuerberater dafür nicht die richtige Adresse.
4. Erstellung eines groben Nachfolgeplans
Ein Nachfolgeplan ist die zusammenfassende Darstellung der geplanten Rahmenbedingungen der Übergabe. Er regelt und dokumentiert alle relevanten Aspekte der Nachfolge.
Zeitplan: Erstellen Sie einen detaillierten Zeitplan für die Nachfolge. Wann soll welcher Schritt, von wem und mit welchem Ergebnis erfolgen?
Verträge und Vereinbarungen: Alle Vereinbarungen, wie der Verkauf des Unternehmens oder die Übergabe von Geschäftsanteilen ablaufen soll, müssen schriftlich festgehalten werden.
Kommunikationsplan: Erstellen Sie außerdem einen Plan, wie und wann die verschiedenen Beteiligten (Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner) über die Nachfolge informiert werden sollen.
5. Übergabe und Einarbeitung des Nachfolgers
Die Einarbeitung des Nachfolgers ist entscheidend für den Erfolg der Übergabe. Dies sollte systematisch und gut strukturiert erfolgen.
Mentoring und Coaching: Eine Übergabephase von mindestens 6-12 Monaten solle ohnehin vereinbart werden. Bieten Sie dem Nachfolger aber auch zusätzlich, für die Zeit nach der Übergabephase, noch eine Art Mentoring und Coaching an, um ihn bestmöglich auf seine zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.
6. Kommunikation und Transparenz
Eine offene und transparente Kommunikation ist entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und Unsicherheiten zu vermeiden.
Interne Kommunikation: Die Information an Ihre Mitarbeiter sollte ja schon kurz vor oder spätestens im Zuge der Übergabe erfolgt sein. Was bisher nicht kommuniziert wurde, steht spätestens jetzt auf dem Plan - informieren Sie also jetzt nochmals umfassend, am besten gemeinsam mit dem Nachfolger, über die erfolgte Nachfolge. Transparenz schafft Vertrauen und reduziert zukünftige Unsicherheiten!
Externe Kommunikation: Und abschließend informieren Sie jetzt proaktiv, ebenfalls gemeinsam mit dem Nachfolger, auch noch Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner über die durchgeführte Übergabe. Dies zeigt, dass das Unternehmen auch in Zukunft verlässlich und stabil bleibt.
Typische Stolpersteine und wie man sie vermeidet
Emotionale Bindung und Loslassen
Viele Unternehmer haben eine starke emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen, was das Loslassen erschwert. Eine frühzeitige und offene Kommunikation mit erfahrenen M&A-Beratern und dem Nachfolger kann helfen, diesen Prozess zu erleichtern.
Konflikte innerhalb der Familie
Bei einer familieninternen Nachfolge können alte Konflikte wieder aufbrechen. Klare Absprachen und eine professionelle Mediation können helfen, solche Konflikte zu vermeiden.
Unzureichende Vorbereitung
Eine unzureichende Vorbereitung kann zu rechtlichen und finanziellen Problemen führen. Eine gründliche Planung und die Unterstützung durch Experten sind unerlässlich.
Fehlende Einbindung der Mitarbeiter
Mitarbeiter sind das Herzstück eines jeden Unternehmens. Eine fehlende, zu späte, aber auch zu frühe Einbindung und Information der Mitarbeiter kann zu Unsicherheiten und Motivationsverlust führen. Offene und transparente Kommunikation ist daher essenziell, aber zum richtigen Zeitpunkt!
Fazit: Vorbereitung ist das A und O
Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der eine sorgfältige Planung und Umsetzung erfordert. Wie bei einem Staffelrennen kann ein kleiner Fehler große Auswirkungen haben. Doch mit der richtigen Vorbereitung, Unterstützung durch Experten und einer offenen Kommunikation lässt sich die Übergabe reibungslos gestalten. Denken Sie daran: Ein gut geplanter Wechsel des Staffelstabs ist der Schlüssel zum Erfolg – ob im Rennen oder bei der Unternehmensnachfolge.
Im nächsten Blog-Beitrag werden wir uns mit den rechtlichen Aspekten der Unternehmensnachfolge beschäftigen und Ihnen aufzeigen, wie Sie rechtliche Fallstricke vermeiden können. Bleiben Sie dran, denn die Vorbereitung ist nur der erste Schritt zu einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge!