Blog #5: Finanzierung der Nachfolge | Zahlen, bitte!
Einführung: Ein teurer “Staffellauf”!?
Stellen Sie sich vor, ein Staffelrennen steht bevor und Ihre Teamkollegen fragen sich, ob sie sich die neuen Schuhe leisten können, die sie brauchen, um das Rennen zu gewinnen.
Genauso ist es bei der Unternehmensnachfolge: Ohne eine solide Finanzierung wird es schwer, den Staffelstab erfolgreich zu übergeben. In diesem Beitrag beleuchten wir die verschiedenen Möglichkeiten zur Finanzierung einer Unternehmensnachfolge bei eigentümergeführten GmbHs in Österreich und geben Ihnen Tipps, wie Sie finanzielle Fallstricke vermeiden können.
Warum ist eine durchdachte Finanzierung der Nachfolge so wichtig?
Die Finanzierung ist ein zentraler Aspekt der Unternehmensnachfolge. Sie ermöglicht es dem Nachfolger, das Unternehmen zu übernehmen und stellt sicher, dass der scheidende Inhaber fair entlohnt wird. Gleichzeitig muss die Finanzierung aber so gestaltet sein, dass sie die zukünftige Liquidität und Stabilität des Unternehmens bzw. des Nachfolgers nicht gefährdet.
Die diversen Möglichkeiten der Finanzierung
Es gibt verschiedene Wege, die Finanzierung der Unternehmensnachfolge zu gestalten. Hier sind die gängigsten Optionen:
1. Eigenkapitalfinanzierung: Die Eigenkapitalfinanzierung erfolgt durch den Einsatz von eigenen Mitteln des Nachfolgers. Diese Option ist besonders vorteilhaft, da sie keine Zinsen und Tilgungen erfordert und die finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens bewahrt.
Eigenmittel des Nachfolgers: Der Nachfolger bringt sein eigenes Kapital in das Unternehmen ein. Dies zeigt auch das Engagement und die Risikobereitschaft des Nachfolgers.
Familienkredite: In einigen Fällen kann auch die Familie des Nachfolgers finanzielle Unterstützung bieten, entweder als Schenkung oder als zinsgünstiges Darlehen.
2. Fremdkapitalfinanzierung: Bei der Fremdkapitalfinanzierung wird das benötigte Kapital durch Kredite von Banken oder anderen Finanzinstituten beschafft. Diese Option ist weit verbreitet, da sie es ermöglicht, größere Beträge zu mobilisieren.
Bankkredite: Banken bieten eine Vielzahl von Kreditmöglichkeiten an, um die Übernahme zu finanzieren. Diese können entweder durch das Unternehmen selbst oder durch den Nachfolger aufgenommen werden.
Fördermittel: In Österreich gibt es verschiedene Förderprogramme, die speziell auf die Unterstützung von Unternehmensnachfolgen ausgerichtet sind. Diese können entweder in Form von Darlehen oder auch Haftungsübernahmen zu relativ günstigen Konditionen bieten.
3. Beteiligungsfinanzierung: Bei der Beteiligungsfinanzierung beteiligen sich Investoren oder strategische Partner am Unternehmen und erhalten im Gegenzug Unternehmensanteile. Dies kann sowohl durch Business Angels als auch durch Private Equity bzw. Venture-Capital-Gesellschaften erfolgen..
Private Equity: Private-Equity-Gesellschaften investieren in Unternehmen und bieten nicht nur Kapital, sondern auch Expertise und Netzwerke.
Beteiligungskapital: Auch Family Offices oder vermögende Privatpersonen können als Investoren oder strategische Partner auftreten und Kapital bereitstellen.
Die Risiken der externen Unternehmensnachfolge
Trotz der vielen Chancen birgt eine externe Nachfolge aber auch einige Risiken, die man kennen sollte und die gut gemanagt werden müssen, um erfolgreich zu sein.
1. Kulturelle Anpassungsschwierigkeiten
Ein externer Nachfolger muss sich in die bestehende Unternehmenskultur einfügen, was nicht immer reibungslos verläuft.
Kulturkonflikte: Unterschiedliche Arbeitsweisen und Werte können zu Konflikten mit der bestehenden Belegschaft führen.
Akzeptanzprobleme: Es kann schwierig sein, die Akzeptanz und das Vertrauen der Mitarbeiter und Geschäftspartner zu gewinnen.
2. Verlust von Know how und Beziehungen
Mit dem Ausscheiden des bisherigen Inhabers kann wertvolles Unternehmenswissen und wichtige Beziehungen verloren gehen.
Wissensverlust: Der scheidende Inhaber besitzt oft umfangreiches Wissen über das Unternehmen und die Branche, das schwer zu ersetzen ist, sofern nicht in der Übergabephase für einen ordnungsgemäßen Know how-Transfer gesorgt wurde.
Kundenbeziehungen: Langjährige Kundenbeziehungen, die auf persönlichem Vertrauen basieren, können durch den Wechsel gefährdet sein. Wobei an dieser Stelle auch klar gesagt werden muss, dass man Unternehmen, deren wichtige Kundenbeziehungen auf dem persönlichen Kontakt zum Eigentümer beruhen, ohnehin sehr kritisch bewerten und eine Übernahme gut überlegen sollte.
3. Finanzielle Belastungen
Die Übernahme eines Unternehmens durch einen externen Nachfolger kann erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen.
Kaufpreisfinanzierung: Der externe Nachfolger muss oft hohe Summen für den Kauf des Unternehmens aufbringen, was zu finanziellen Engpässen führen kann, sofern hier keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden.
Investitionsbedarf: Es kann zusätzlicher Investitionsbedarf entstehen, um das Unternehmen nach der Übernahme weiterzuentwickeln; allerdings ist das keine Charakteristik einer externen Übergabe, denn dieser Umstand kann auch bei einer familieninternen Nachfolge auftreten.
4. Sale-and-Lease-back
Eine weitere Möglichkeit ist das Sale-and-Lease-Back-Verfahren, bei dem das Unternehmen eigene Vermögenswerte verkauft und diese anschließend zurückleast. Dies kann kurzfristig Liquidität schaffen, um die Übernahme zu finanzieren.
Vermögenswerte nutzen: Unternehmen können im Zuge einer Übergabe bspw. auch Immobilien, Maschinen oder andere wertvolle Vermögensgegenstände verkaufen und weiter nutzen, indem sie sie zurückmieten.
Liquiditätsschub: Dieses Verfahren bietet nicht nur eine mögliche (teilweise) Finanzierungsvariante, sondern auch einen schnellen Liquiditätsschub, ohne das operative Geschäft zu beeinträchtigen.
5. Mitarbeiterbeteiligungen
Eine interessante, wenn auch seltene angewandte, Option ist die Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmen. Dies kann die Bindung an das Unternehmen stärken und gleichzeitig Kapital für die Nachfolge schaffen.
"Mitarbeiteranteile: Mitarbeiter können Anteile am Unternehmen erwerben, was ihnen gleichzeitig Mitspracherechte und eine finanzielle Beteiligung am Unternehmen ermöglicht.
Partizipationsscheine: Eine andere Möglichkeit sind Partizipationsscheine, die eine Kapitalbeteiligung ohne Stimmrecht bieten.
6. “Leveraged Buyout (LBO)”
Ein LBO ist eine Finanzierungsstrategie, die zunehmend bei Unternehmensübernahmen verwendet wird. Dabei kauft ein Käufer ein Unternehmen und finanziert den Kauf größtenteils durch Fremdkapital, welches teilweise durch die Vermögenswerte oder zukünftige Cash flows des Unternehmens besichert wird. Der Begriff "leveraged" bezieht sich dabei auf die Hebelwirkung, die durch die Aufnahme von Fremdkapital erzielt wird und dem Käufer ermöglicht, eine größere Investition zu tätigen, als es mit eigenem Kapital allein möglich wäre.
Hoher Anteil an Fremdkapital: Ein großer Teil des Kaufpreises wird durch Kredite oder Anleihen finanziert. Dies reduziert den Eigenkapitaleinsatz des Käufers.
Sicherheiten: Die Vermögenswerte oder auch zukünftige Cash flows des erworbenen Unternehmens dienen oft als Sicherheit für die aufgenommenen Schulden. Allerdings gibt es, zugegebenermaßen, nur wenige Banken in Österreich, die dieses Modell unterstützen würden.
Risikoverlagerung: Das Risiko des Unternehmens wird durch die hohe Verschuldung erhöht. Im Falle von finanziellen Schwierigkeiten trägt vor allem das Unternehmen eine große Last aufgrund der Rückzahlungen der Schulden und nicht der Käufer.
Herausforderungen und Risiken bei der Finanzierung
Die Finanzierung der Unternehmensnachfolge ist mit verschiedenen Herausforderungen und Risiken verbunden, die sorgfältig berücksichtigt werden müssen.
1. Verschuldung und Liquidität
Eine hohe Verschuldung kann die finanzielle Stabilität des Unternehmens gefährden. Daher ist es ganz besonders wichtig, die Verschuldung im Rahmen zu halten und sicherzustellen, dass ausreichend Liquidität vorhanden ist, um die laufenden Verpflichtungen zu erfüllen.
Rückzahlungsraten: Achten Sie darauf, dass die Tilgungsraten jederzeit leistbar sind und die Liquidität des Unternehmens nicht gefährden.
Zinsrisiko: Berücksichtigen Sie mögliche Zinsanhebungen, die die Kosten der Fremdkapitalfinanzierung ggf. massiv erhöhen könnten.
2. Bewertung des Unternehmens
Eine realistische Bewertung des Unternehmens ist entscheidend, um eine faire Kaufpreisfestsetzung zu gewährleisten. Eine überhöhte Bewertung kann zu übermäßiger Verschuldung führen, während eine zu niedrige Bewertung den bisherigen Inhaber benachteiligt.
Externe Experten: Ziehen Sie externe Experten, wie bspw. M&A-Berater oder auf Unternehmenstransaktionen spezialisierte Unternehmens- und Steuerberater hinzu, um eine objektive Unternehmensbewertung zu erhalten.
Verhandlungsgeschick: Verhandeln Sie den Kaufpreis sorgfältig und konsequent, um eine für beide Seiten faire Lösung zu finden.
3. Steuerliche Aspekte
Obwohl wir in diesem Beitrag Steuern bewusst ausklammern, sollten steuerliche Aspekte in der Gesamtplanung berücksichtigt werden, da sie einen erheblichen Einfluss auf die Nettokosten der Finanzierung haben können.
4. Emotionale Faktoren
Emotionen spielen bei der Finanzierung der Nachfolge ebenfalls eine große Rolle. Für den bisherigen Inhaber ist es oft schwer, den Wert seines Lebenswerks objektiv zu sehen, während der Nachfolger möglicherweise unter Druck steht, seine und die Erwartungen der Banken zu erfüllen.
offene Kommunikation: Eine offene und transparente Kommunikation zwischen den Parteien ist entscheidend, um Enttäuschungen und MIssverständnisse zu vermeiden.
professionelle Begleitung: Nutzen Sie die Expertise von M&A-Beratern, wie der Nachfolge-Agentur, um emotionale Entscheidungen zu vermeiden und objektive Lösungen zu finden.
Best Practices für die Finanzierung der Unternehmensnachfolge
Um die Finanzierung der Unternehmensnachfolge erfolgreich zu gestalten, sollten einige Best Practices beachtet werden.
1. Frühzeitige Planung
Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung der Finanzierung. Eine sorgfältige Vorbereitung ist der Schlüssel, um die besten Finanzierungsmöglichkeiten zu identifizieren und zu nutzen.
Finanzierungsplan erstellen: Erstellen Sie einen detaillierten Finanzierungsplan, der alle benötigten Mittel und Finanzierungsmöglichkeiten umfasst.
Kreditwürdigkeit prüfen: Lassen Sie die Kreditwürdigkeit des Unternehmens und des Nachfolgers frühzeitig überprüfen, um eine realistische Einschätzung der Finanzierungsmöglichkeiten zu erhalten.
2. Diversifikation der Finanzierungsquellen
Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Diversifizieren Sie die Finanzierungsquellen, um das Risiko zu streuen und die finanzielle Stabilität zu sichern.
Kombination von Eigen- und Fremdkapital: Eine ausgewogene Kombination aus Eigen- und Fremdkapital kann helfen, die finanzielle Belastung besser zu verteilen.
Nutzung von Fördermitteln: Informieren Sie sich über verfügbare Fördermittel auf Landes- und Bundesebene, sowie staatliche Unterstützungsprogramme.
3. Professionelle Unterstützung
Ziehen Sie professionelle (M&A- bzw. Unternehmens-)Berater hinzu, um den Finanzierungsprozess zu begleiten und zu optimieren.
Finanzberater: Finanzberater können bei der Auswahl der besten Finanzierungsmöglichkeiten und der Erstellung eines soliden Finanzierungsplans helfen.
Rechtsanwälte und Steuerberater: Diese können rechtliche und steuerliche Aspekte der Finanzierung klären und optimieren.
Fazit: Der Schlüssel zur erfolgreichen Nachfolgefinanzierung
Die Finanzierung der Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Übergabe. Mit einer sorgfältigen Planung, einer realistischen Bewertung und der Auswahl der richtigen Finanzierungsquellen können Sie sicherstellen, dass der “Staffelstab” sicher übergeben wird und das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich läuft. Wie bei einem Staffelrennen kommt es darauf an, die richtige Ausrüstung und Strategie zu haben, um das Ziel zu erreichen.
Im nächsten Beitrag werden wir uns mit den steuerlichen Aspekten der Unternehmensnachfolge beschäftigen und Ihnen überblicksmäßig aufzeigen, wie Sie steuerliche Fallstricke vermeiden können. Bleiben Sie also dran, denn auch die steuerliche Planung ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge!!